Dunkelheit
Produktionen präsentiert das sehnlich erwartete zweite
Album der Niederländer von LASTER: „Ons vrije fatum“.
Bereits 2014 veröffentlichte Dunkelheit Produktionen
LASTERs Debutalbum, „De verste verte is hier“, und es
wurde binnen kürzester Zeit als ein visionäres Werk
des modernen Black Metal verstanden, das zu gleichen
Teilen grimmig wie großartig und wunderschön ist. Hier
auf „Ons vrije fatum“ orientiert sich das
niederländische Trio hin zu einer noch kühneren
Vision, und maximiert den emotionalen Einschlag des
epischen Vorgängeralbums, indem es einerseits die
enthaltenen Stücke in Intensität und Dichte noch
stärker konzentriert, andererseits aber eine noch
offenere Reichweite atmosphärische Möglichkeiten
erkundet. Es ist ein Album geworden, das mit einer
erschütternden Härte explodiert, insbesondere im
Bereich der Vocals, nur um später alle Schichten im
weiteren Verlauf der Spielzeit vorsichtig wieder
zusammenzuführen; während dieser Dauer werden noch
weitere, mysteriösere Schichten hinzugefügt. Seine
Gewalttätigkeit und der konstante Sturm und Drang sind
tief verankert im Black Metal, doch LASTERs unfassbar
ambitionierte Herangehensweise ist stetig auf dem Weg
in diejenigen Umgebungen von Seele und Geist, die
konventioneller- und passenderweise nicht Black Metal
genannt werden.
Auf diesen Pfaden der Erkundung und der Heiterkeit
sendet „Ons vrije fatum“ eine Welle voll herbstlicher,
beinahe-barocker Schönheit nach der anderen; die
Spannung, stets anwachsend und oft ein hysterisches
und verletztes Gefühl von Verlust bedeckend, wird
plötzlich mit schwindelerregendem Rauschen voll von
verschlungen verschachtelten Gitarren und brütendem
Bass entfesselt, nur um anschließend wieder aufgebaut
und in unendlicher Weise neu erkundet zu werden. Im
Gegensatz zum epischen ausschweifen von „De verste
verte is hier“ bewegen sich LASTER an der Langeweile
des übertriebenen Ausreizens vorbei, wobei sie jedoch
vorsichtig ehrfurchtgebietende Konstrukte erschaffen,
indem sie nur zarte Berührungspunkte setzen – die auch
mit subtilen Eingaben elektronischer Einflüsse oder
gar Saxophon erweitert werden.
Über die gesamte Spieldauer weist „Ons vrije fatum“
eine Produktion und einen Schwung auf, die gemeinsam
spielerisch das Grobe und das Feine balancieren,
geerdet im Dreck, doch mit offenen Augen für den
Sonnenaufgang an allen bekannten Horizonten. Mit
ästhetischen Verbindungen zu AGALLOCH, STRID und
frühen ULVER versehen wird man in diesem Jahr keine
ähnlich erschütternde emotionale Achterbahn geben, wie
LASTERs „Ons vrije fatum“. (Text von Nathan Birk)
Abgemischt in den Catacomben Studios in Utrecht
(Niederlande). Mastering von Patrick W. Engel im
Temple of Disharmony (Deutschland).